Trailrunning-Ausrüstung: Was du wirklich brauchst (und was nicht)

Trailrunning-Ausrüstung: Was du wirklich brauchst (und was nicht)

Johannes Grauvogl

Trailrunning wirkt von außen oft kompliziert.
Schuhe, Stöcke, Rucksack, Weste, Brille, Uhr – die Liste an angeblich notwendiger Ausrüstung ist lang. Sehr lang…

Die gute Nachricht:
Du brauchst deutlich weniger, als viele denken.

In diesem Beitrag geht es nicht um High-End-Gear oder perfekte Setups, sondern um das, was draußen wirklich zählt – gerade für Einsteiger, aber auch für alle, die ihr Setup bewusst schlank halten wollen.

Das Wichtigste zuerst: Weniger ist mehr

Gerade am Anfang ist es leicht, sich von Ausrüstung überrollen zu lassen.
Dabei gilt im Trailrunning mehr denn je:

Ausrüstung soll dich unterstützen – nicht beschäftigen.

Alles, was dich beim Laufen stört, ablenkt oder schwerer macht, ist langfristig eher ein Nachteil. Überlege dir also gut, was du auf deinen Läufen wirklich brauchst und versuche immer möglichst “leicht” unterwegs zu sein.

Trailrunning-Schuhe – das einzige echte Must-have

Wenn es ein Teil gibt, an dem du nicht sparen solltest, dann sind es die Schuhe.

Brauche ich sofort Trailrunning-Schuhe?

Nicht zwingend.

  • Auf einfachen Wegen, Wald- oder Feldwegen reichen normale Laufschuhe oft völlig aus.
  • Wenn es technisch wird (Geröll, steile Anstiege, nasse Wurzeln), machen Trailrunning-Schuhe Sinn.

Für hochalpines Gelände kannst du anfangs sogar leichte, niedrige Wanderschuhe nutzen.

Worauf solltest du achten?

  • Kein Gore-Tex: anders als bei Wanderschuhen, bin ich bei Trailrunning Schuhen absolut kein Fan von wasserfesten Materialien. Diese sind schwerer und weniger atmungsaktiv. Nass werden die Füße auch bei den besten Schuhen bei Regen oder nassen Wegen sowieso. Der Vorteil von atmungsaktive Schuhen ist, dass man diese relativ schnell wieder “trocken läuft”.
  • Gute Sohle: Vibram oder vergleichbare Gummimischungen bieten deutlich mehr Grip und geben dir Halt sowie Sicherheit bei deinen Läufen. Es gibt viele Verschiedene Profil-Layouts für unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten. Lass dich am besten im Fachgeschäft beraten und such dir ein Sohlenprofil aus, dass zu deinem üblichen Untergrund passt (eher Erde/ Matsch, eher alpin und felsig, eher Gravel, etc.)
  • Passform vor Marke: Ich kenne das selbst. Man kauft die ersten Trailrunning Schuhe vor allem nach Design und Markenimage😅. Aber jede Marke hat eine andere Passform und Blasen ruinieren jeden Lauf. Probiere also mehrere Marken an und entscheide dich nicht nach Design, sondern nach Passform. Dann noch einpaar Euro mehr in gute Laufsocken investieren und du wirst richtig Spaß bei deinen Läufen haben!

Spar-Tipp:
Oft sind Vorjahresmodelle deutlich günstiger. Einfach nach der Versionsnummer suchen (z. B. V7 statt V8). Zum Teil findet man auch auf Kleinanzeigen sehr gute, wenig gebrauchte Laufschuhe für einen Bruchteil des Preises. Wer also bereit ist, den hygienischen Faktor mit etwas Desinfektionsspray auszugleichen, kann hier oft 50-80% sparen.

Laufweste oder Laufgürtel?

Für längere Läufe (ab ca. 2 Stunden) brauchst du Stauraum.
Die Frage ist: Wie viel – und in welcher Form?

Laufrucksack

  • 5–15 Liter Volumen sind für viele Läufe ausreichend.
  • Platz für Jacke bzw. weitere Kleidungsschichten, Erste-Hilfe-Set, Wasser, Snacks.
  • Für den Einstieg völlig okay.

Laufgürtel

  • Für kurze und vor allem für Trainingsläufe absolut ausreichend.
  • Günstig, besonders leicht und trotzdem Platz für eine Trinkflasche, Schlüssel, Geld und Snacks.
  • Begrenzter Stauraum.

Je länger und anspruchsvoller deine Läufe werden, desto wichtiger wird eine Lösung, die Gewicht gleichmäßig verteilt und stabil sitzt.

Flaschen oder Trinkblase?

Soft Flasks/ flexible Trinkflaschen

  • Leicht und einfach nachzufüllen
  • Volumen der Flasche passt sich dem Füllstand an
  • Sehr platzsparend transportierbar
  • angenehm zu tragen

Zwei Soft Flasks mit je 500 ml reichen für viele Läufe bis ca. zwei Stunden und verteilen das Gewicht gleichmäßig. Bei den meisten längeren Touren findet sich auf der Strecke ausreichend Auffüllmöglichkeiten.

Trinkblase

  • sinnvoll bei sehr langen Läufen oder in abgelegenen Gebieten
  • größerer Wasservorrat
  • weniger Nachfüllen nötig

Stöcke – hilfreich, aber kein Muss

Bei langen Anstiegen oder viel Höhenmeter sind Stöcke eine echte Entlastung. Die Sportliteratur spricht von ca. 25% Entlastung der Muskeln und Gelenke, was bei längeren Touren ein absoluter Gamechanger ist.

Aber:

  • Du brauchst keine Carbon-Stöcke zum Einstieg.
  • Ich empfehle aber definitiv Stöcke mit einem Faltsystem zu nehmen, damit du diese an Laufwesten oder -gürtel befestigen kannst.
  • Achte darauf keine Wanderstöcke zu kaufen. Diese sind von der Ergonomie nur bedingt zum Trailrunning geeignet.

Nice to have – aber nicht essenziell

Uhr

“If it is not on your Garmin, it did not happen😉” Für die meisten Läufer ist eine Uhr von Garmin, Polar, etc. ein essentieller Begleiter, der die sportlichen Kennzahlen wie Puls, Pace, etc. anzeigt und aufzeichnet. Teurere Modelle navigieren dich auch einwandfrei durch die abgelegesten Routen. Super praktisch, aber leider nicht ganz billig. Für den Anfang definitiv kein Muss. Im Gelände ist der Pace ohnehin zweitrangig und Apps wie Strava auf dem Handy reichen erstmal für die Navigation völlig aus.

Brille, Mütze & Gimmicks

Viele Dinge rund ums Trailrunning fallen in die Kategorie „nice to have“.
Sie sind nicht zwingend notwendig – können aber je nach Bedingungen den Lauf deutlich angenehmer machen.

Headbands sind ein gutes Beispiel dafür.
Sie schützen die Ohren vor Wind, halten den Kopf warm und nehmen Schweiß auf. So läuft dir bei Anstiegen oder längeren Einheiten kein Schweiß ins Auge – ein kleiner Unterschied, der auf Dauer viel ausmacht.

Sportmützen können im Winter wichtig sein, um nicht über den Kopf auszukühlen. Gerade bei Wind oder längeren Läufen in den Bergen verliert der Körper hier schnell Wärme. Im Zweifel tut es aber auch die alte Wintermütze.

Brillen sind vor allem bei starker Sonneneinstrahlung oder auf offenen Trails sinnvoll. Sie schützen die Augen vor Blendung, Wind, Staub und Insekten.

Für alles Weitere gilt:
Es gibt im Trailrunning Ausrüstung von bis.
Wenn dir ein Gadget Spaß macht, deinen Lauf komfortabler oder sicherer macht – go for it.
Essentiell ist es nicht. Entscheidend ist, dass du dich auf den Lauf konzentrieren kannst und dich nicht von deiner Ausrüstung einschränken lässt.

Was immer dabei sein sollte

Unabhängig von Marke oder Setup gibt es ein paar Basics, die bei keinem Trailrun fehlen sollten:

Wasser & Nahrung

  • Es müssen keine Gels sein.
  • Wasser + einfache Snacks (Riegel, Banane, Trockenobst) reichen völlig. Ich bin ein rießen Fan von Dattelnriegeln. Diese bekommt man günstig beim Discounter, sie bestehen nur aus Datteln und haben damit sehr viel Fruchtzucker.
  • Energiemangel ist nicht nur unangenehm, sondern kann gefährlich werden.

Warme Kleidung

Gerade im Hochgebirge:

  • zusätzliche Schicht
  • Regenjacke
  • ggf. Rettungsdecke

Das ist aber keine spezielle Trailrunning-Ausrüstung – Wanderausrüstung erfüllt denselben Zweck. Diese ist aber oftmals schwerer und lässt sich nicht so klein verstauen.

Handy & Bargeld

In den Bergen gehört das Handy mit ausreichend Akku immer mit.
Etwas Bargeld schadet ebenfalls nie, um in Hütten seine Flaschen aufzufüllen oder sich mit einem Kaiserschmarrn für den harten Anstieg zu belohnen.

 

Fazit: Was brauchst du wirklich?

Wenn du ehrlich bist, brauchst du für den Einstieg:

  • passende Schuhe
  • Wasser
  • etwas Verpflegung
  • eine Lösung, um alles bequem zu transportieren

Alles andere kommt mit der Zeit – oder gar nicht.

Trailrunning lebt von Freiheit, nicht von perfekter Ausrüstung.
Je einfacher dein Setup, desto entspannter dein Lauf.

Zurück zum Blog